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Montag, 27. September 2010

Ruhe und Ordnung

Empfehlung Ihrer Bundesregierung. Nicht nur für NichtraucherInnen.
"(...) Die Hauptsache ist: Nicht auf Hungernde hören.
Die Hauptsache ist: Nicht das Straßenbild stören.
Nur nicht schrein. Mit der Zeit wird das schon.
Alles bringt euch die Evolution.
So hats euer Volksvertreter entdeckt.
Seid ihr bis dahin alle verreckt?
So wird man auf euern Gräbern doch lesen:
Sie sind immer ruhig und ordentlich gewesen."
Kurt Tucholsky ("Die Weltbühne")

Samstag, 25. September 2010

"Bist du irgendwie behindert?!"

"Krankheit und Behinderung als Supergau des bürgerlichen Individuums" - Ein Seminar von Rebecca (Junge Linke).

Das Wichtigste im Leben ist doch die Gesundheit. Klar, Kranksein ist doof, und dass Krücken als unsexy gelten, das weiß jeder, der schon mal einen Sportunfall hatte. Krank oder behindert sein will niemand. Nicht umsonst gibt es die Dauer-Debatte um die Sterbehilfe, denn trotz Lebensschutz-Primats ist Konsens: „An Schläuchen hängen – niemals“. Die damit verbundene Abhängigkeit ist DAS Katastrophenszenario des sich als frei gerierenden bürgerlichen Individuums. Kein Wunder, dass die Repräsentanten dieser Katastrophe Unbehagen erzeugen. Abscheu, Mitleid, Bewunderung – sind vielfältig und oft extrem.
Was sind die Stereotypen rund um abweichende Körperlichkeit?
Was bedeutet der (intakte) Körper im Kapitalismus?
Und was bringen die Behindertenbewegung, Rampen und Integrationsjobs?

Wann: So. 07. November 2010, 12.00 – 17.00 Uhr
Wo: Filler, Erfurt

Sonntag, 19. September 2010

Deine Zeit gehört nicht dir! (1.0)

Okay. Die Schule ist weder der realgewordene Horrorfilm, noch der gelebte Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Dein_e Lehrer_in ist nicht Freddy Krueger und deine Mitschüler_innen sind kein Haufen hirnfressender Zombies (auch wenn manche tatsächlich den Eindruck erwecken, hirntot zu sein, beziehungsweise gar kein Gehirn zu besitzen). Prüfungen und Kontrollen sind keine lebensgefährlichen Quests und es gibt im Leben möglicherweise weitaus schlimmere Torturen als den Sportunterricht. Schulbänke sind keine Folterbänke.
    Tatsächlich wäre jeder dieser Vergleiche eine maßlose Überschätzung des Schulalltages. Dieser soll, wie mensch so oft hört, auf das Leben vorbereiten (gemeint ist dabei das Berufsleben, welches später vor allem deine ökonomische und soziale Situation bestimmt), und dies tut er vortrefflich: Er ist öde und mensch lässt ihn über sich ergehen. Du lernst, deine Tagesplanung komplett nach dem auszurichten, was Andere von dir wollen. Dies beginnt bei der allmorgendlichen Prozedur des (gefühlt immer viel zu frühen) Aufstehens - nur der allgegenwärtige Zwang zur Unterordnung und die Aussicht auf das baldige Wochenende ermöglichen die ewige Wiederholung dieses Prozesses, ohne daran verrückt zu werden.
    Weiter geht diese Unterordnung in der Schule selbst. Sobald du (gezwungener Maßen möglichst pünktlich) zum Unterricht erscheinst wird dir gesagt, was dich jetzt zu beschäftigen hat. Was du willst, wo du mit deinen Gedanken oder ob du überhaupt schon wach bist, interessiert niemanden. Du sollst gehorchen und praktisch auf Knopfdruck kreativ, sportlich oder wissenschaftlich sein - jeglicher individueller Bedürfnisse zum Trotz (vom eigenen Willen ganz zu schweigen). Die Zeitpunkte und Längen deiner Pausen sind vorgegeben und vollkommen unabhängig von dir selbst. Essen darfst du (trotz Hunger) im Unterricht nicht, Schlafen (trotz Müdigkeit) ebenso wenig, Trinken in nur Maßen (solange es den/die Lehrer_in nicht stört; in "Fachräumen" sowieso nicht) und auf Toilette nur, wenn es gerade passt und/oder du damit Leben kannst, den gerade laufenden Stoff zu verpassen. Auch ist es kein Zufall, dass du dich im Falle einer Krankheit oder sonstigen Fernbleibens entschuldigen musst: Es muss dir Leid tun, nicht für die Schule verfügbar gewesen zu sein und es meistens mit ärztlichen Attesten zusätzlich auch noch beweißen.
    Hinter diesen absurden Verhältnissen und Zwängen steckt eine unmissverständliche Botschaft: "Deine Zeit gehört nicht dir!" - Sie machen dich dienbar als leistungsfähige/n und - fixierte/n Arbeitnehmer_in, der/die in ständiger Konkurenz zu den "Anderen" steht. Du wirst durch sogenannte "Sekundärtugenden" wie Ordnung, Pünktlichkeit, Disziplin, sowie die schon erwähnte allgegenwärtige Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse - die anders als weitläufig behauptet anerzogen und weder "typisch", noch "selbstverständlich" sind - zum arbeitsmarkttauglichen Menschenmaterial deformiert. Gelernt wird was auf dem Lehrplan steht und das möglichst umfangreich in möglichst kurzer Zeit - Lernen wird zur Leistung pro Zeit, welche in entsprechenden Leistungskontrollen abverlangt wird. Der Inhalt ist willkürlich und austauschbar, da er an der aktuellen Nachfrage der Arbeitgeber_innen an ihre künftigen Lohnabhängigen orientiert ist - Reproduktion für den nationalen Standort.
    Die Ergebnisse der Leistungskontrollen bilden die Grundlage für die schulische Selektion und damit der Verteilung der Lebenschancen. Diese Sortierung basiert aus negativer Auslese: Schüler_innen der Sekundarstufe I werden meist unumwunden auf den Arbeitsmarkt geworfen (oder vorher als potentielle Mörder für das Vaterland temporär eingezogen) während Leute mit Hochschulreife durch ein Studium sich die Chance (niemals die Sicherheit) auf einen "besseren" (sprich verhältnismäßig besser bezahlten) Job erarbeiten dürfen. Von der Armut, arbeiten und sich somit verkaufen zu müssen, sind aber selbst die Gymnasiast_innen nicht befreit. Auch sie müssen fast täglich arbeiten und das den Großteil ihres Lebens, um ihre Existenz zu finanzieren, bzw. überhaupt zu "leben" (im Sinne von ausreichender Reproduktion um weiter zu arbeiten). Das "Glück" des Menschen ist in jedem Fall daran geknüpft, ob und wenn ja, wie viel Lohn "verdient" wird.

"Das dreigliedrige Schulsystem ist eine Möglichkeit der Menschensortierung, die Gesamtschule eine andere. Sie soll die brutale Selektion des dreigliedrigen Systems weder abschaffen, noch abmildern, sie führt sie nur anders aus. Schulen einer Klassengesellschaft sind sie alle. Die Schule schafft die gesellschaftliche Hierarchie auch nicht, sie exekutiert sie und sortiert vor, wer welche Chancen hat. Daher geht es uns nicht darum, die Schule abzuschaffen, zu verbessern, oder sie zu demokratisieren. Wir wollen eine Gesellschaft abschaffen, die durch Gewalt Menschen in Institutionen wie dieses Schulwesen zwingt und ihr Lebensglück von der Form des Lohnes abhängig macht."
Junge Linke gegen Nation und Kapital - "Schule bleibt gemein"

Samstag, 18. September 2010

Straßen Aus Zucker #4 (Junge Linke)

Die #4 der Straßen aus Zucker ist erschienen. Diesmal als Kooperationsausgabe mit jungelinke. Und als Sonderausgabe zum „Tag der Deutschen Einheit“ 2010 und den offiziellen Feierlichkeiten in Bremen, bei denen mit einem Bürger_innenfest „20 Jahre Deutsche Einheit“ bejubelt werden soll. Wir nehmen die Zeremonien zum Anlass, zu sagen, warum Germany für uns kein Grund zum Schunkeln ist.
Auf 24 Seiten gibt es Artikel zu Fußball und ‘Sommermärchen’, warum der Staat mit dem Geschlechterverhältnis ein Verhältnis hat, zu “Wir sind Lena”, warum ‘die Deutschen’ in der Krise mal so richtig zusammenhalten sollen, ein Interview mit Dirk von Lowtzow von Tocotronic, 5 x Kritik an Argumentationen, warum ‘wir Deutschen’ angeblich ein ganz großes ‘WIR’ seien u.v.m.


Und falls Du die Zeitung in Deiner Gegend, an Deiner Schule oder in Deinem Freund*innenkreis verteilen willst, schreib ne Mail an info[diesesZeichen]junge-linke.de und sie senden Dir diese kostenlos zu.
Wer die älteren Ausgaben der Zeitung lesen möchte, findet sie, Merchandise u.v.m. auf http://strassenauszucker.blogsport.de/!

Donnerstag, 16. September 2010

"Widerstand gegen jedes scheiß Land!"

Zur Abwechslung mal etwas richtiger Punk, da auf Demos zur Zeit praktisch nur noch Electronic gespielt wird: